Alpinausbildner Felskurs

Vom 22. bis zum 24. Juni 2018 absolvierten zwei Alpinausbildner-Anwärterinnen und 27 Alpinausbildner-Anwärter unter der professionellen Anleitung von zehn Ausbildnern auf der Lindauer Hütte unter der majestätischen Aufsicht der Drei Türme den Alpinausbildner-Felskurs. Die Kursleiter Dr. Bernhard Frei und Ing. Daniel Tschol zeigten sich am Ende des Kurses mit dem Ausbildungsstand der Alpinausbildner-Anwärter sehr zufrieden.

Der erste Tag widmete sich dem professionellen Lehrauftrag der zukünftigen Ausbildner. In sorgfältig vorbereiteten Lehrauftritten in Kleingruppen lernten die Kursteilnehmenden, wie ein Heimabend in der Ortsstelle, ein Anwärter- oder Gebietsstellenkurs oder ein Kurs auf Landesebene vorbereitet, wie der Wissenstransfer maximiert und der Lerneffekt nachhaltig gesichert werden kann: Unterteilt in sechs Gruppen erarbeiteten kleine Teams Themenparks, wie "Seilbahnbau abwärts", "Standplatzbau, Aufstieg am Seil, Seilkunde", "Klettersteig", "Anseilen, Gehen am verkürzten Seil, Kameradenbergung", "Seilbahnbau aufwärts mit Winch" und "Bergungen mit Stahlseilgerät". Begleitet von einem straffen Zeitplan bewerteten alle Teilnehmer Station um Station und ließen sich von den jeweiligen Pendants ihre Demonstrationstechnik, den Aufbau der Station und die Details der Rettungstechnik dazu erklären. Im Mittelpunkt stand dabei das zu erarbeitende Thema und die passende Platzwahl einerseits, sowie die Präsentation und die Wissensvermittlung andererseits; eben jene Arbeitsschritte, die die angehenden Lehrenden in ihrer zukünftigen Tätigkeit stets begleiten werden.
Bei den Fragerunden wurden dennoch technische Detailfragen mitunter leidenschaftlich diskutiert, erörtert, erklärt, verworfen. Die nachfolgende Diskussion über deren Verwendbarkeit in der Ortsstelle im Speziellen und der Vorarlberger Bergrettung im Allgemeinen unterstrich den großen Lernfortschritt, den die Lernenden an diesem Tag bereits hinter sich gelassen hatten und wie sehr sie sich bereits in ihrer Rolle als verantwortungsvolle Lenker in Sachen Materialkunde und Ausbildungsdidaktik wohl fühlten. Die riesige Portion Käsknöpfle mit Kartoffelsalat lieferte die notwendige Energie, um nach dem Abendessen mit dem anspruchsvollen Programm nahtlos weiter zu fahren.

Der Leiter der Alpin-Polizei im Oberland, unser lieber Freund und Bergrettungskollege, Roland Mattle, präsentierte am Abend einen sehr professionellen, enorm spannenden und persönlichen Einblick in vergangene, gemeinsame Einsätze der Bergrettung und Alpinpolizei und reflektierte aus seiner Sicht die polizeilichen Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit und Koordination von unterschiedlichen Rettungs- und Assistenzorganisationen. Fluch und Segen moderner Online-Medien und -Plattformen fanden dabei genauso ihren Platz wie straf- und zivilrechtliche Grundlagen in und um die Tätigkeit als zukünftige Alpinausbildnerin und Alpinausbildner.

Das Wetter am Samstagmorgen zeigte sich von seiner besten Seite. Wie organisiert meldete Christophorus 8 kurz vor acht Uhr seinen Anflug.

Das Team des Christophorus 8 erklärte mit unverwechselbarem Charme und umfassender Kompetenz einmal mehr den glänzenden Christbaumaugen-Flugrettungs-Grünschnäbeln das Rückgrat der Vorarlberger Flugrettung. Die praktische Umsetzung folgte auf dem Fusse: Im sehr professionell abgewickelten Shuttle-Betrieb übten die Kursteilnehmenden Ein- und Aussteigen mit seitlich abgestütztem Hubschrauber in steilem Gelände. Kurz nach 10 Uhr flog der Christopherus 8 bereits wieder von hinnen und ließ uns mit einem spektakulären Kunstbogen in Richtung Ofenpass unter den munter in den stahlblauen Himmel deutenden Drei Türmen unserem weiteren Kursprogramm zuwenden.

Die Kursteilnehmenden organisierten in Kleingruppen ihr Kameradenrettungsprogramm in der wundervollen Karstlandschaft mit spektakulärsten Münchhausen-Aufstiegen über ausladenden Felsdächern. Der eine oder andere Gipfel rund um die Hütte garnierte wie süße Marmelade das harte Schwarzbrot der Bergrettungsausbildung.

Nach einem herzhaften Riesenknödel in Wirtshausgulasch für die Mannschaft beeilten sich die jungen Bergrettungskameraden, schleunigst die Talseite zu wechseln und mit 120 Wachskerzen, Bohrmaschine & Ankermaterial und Unmengen an Seilen die Tschaggunser Mittagspitze zu erstürmen. Pünktlich zur hereinbrechenden Dämmerung erstrahlte der Gipfel in sechs langen Sternstrahlen wie eine riesige Sternpyramide.

Am Sonntag finalisierten die Kursteilnehmenden den letzten Kursabschnitt im sehr professionell angelegten Seilbahn-Rettungs-Parkour der Tschaggunser Bergrettung und übten die Baumrettungstechnik in verschiedenen Szenarien im Wald. Nach einer abschließenden Feedback-Runde und einem herzhaften Schnitzel im Löwen Tschagguns machten sich alle Teilnehmer auf die Heimreise. Die Teilnehmer nahmen mit diesem Felskurs nach der Zulassungsprüfung die allererste Hürde mit Bravour und treffen sich wieder Ende August zum Eiskurs in der Silvretta.

Bericht: Dr. Bernhard Frei

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